TechCheck, [Produkttest]

Palit RTX 2060 GamingPro OC im Test: Mittelklasse-Leistungsmonster mit High-End-Charakter

Über den Sinn und Unsinn der RTX-Reihe kann man vortrefflich streiten. Im direkten Vergleich mit den vorherigen Modellen der 1000er-Reihe ist die Leistungssteigerung eher überschaubar, gleichzeitig wurde die Preisschraube kräftig nach oben gedreht. Fakt ist aber, dass auch mit der RTX 2060 eine äußerst performante Grafikkarte auf den Markt gebracht wurde, mit der man die nächsten Jahre mühelos auf höchsten Settings flüssig spielen kann. Im Test verraten wir, ob NVIDIAs Turing-Bolide locker durchs Ziel fährt oder auf der Strecke bleibt.

Das Testsystem kurz vorgestellt:

Intel Core i7 6700 @ 3,4 GHZ (non-k-Version)
16 GB DDR4 RAM von Crucial @ 2133 MHZ
GIGABYTE H110M-S2H
Windows 10 Pro 64 Bit
alle Spiele auf SSD

Zum Test der brandneuen RTX 3060 Ti von Gainward geht es hier entlang!

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Stilsicheres Design trifft auf modernste Technik

Benchmarks & Spieleleistung

Schauen wir uns zunächst die Performance und die durchschnittlichen Bildraten im Detail an:

3D Mark „Time Spy“ DirectX 12 (Demo)
—>
6875 Punkte
—>
7759 Grafikpunkte
—> Grafiktest 1: 49,81 FPS
—> Grafiktest 2: 45,09 FPS

Damit übertrifft die Performance ein System mit einem Intel Core i7 4790k im Zusammenspiel mit 2x NVIDIA Geforce GTX 980 im SLI-Betrieb, welches in der Auswertung als 4K-Gaming-PC bezeichnet wird. Laut Benchmark ist das Ergebnis besser als 72% aller eingereichten Testergebnisse.

3D Mark „Fire Strike“ (Demo)
—> 14986 Punkte
—> 19791 Grafikpunkte
—> Grafiktest 1: 95,22 FPS
—> Grafiktest 2: 78,49 FPS

Mit diesem Ergebnis schneidet das System besser ab als 82% der eingereichten Testergebnisse. Eine respektable Vorstellung also.

Assassin’s Creed Unity (max. Settings)
—> 1440p: 60-90 FPS je nach Situation, Anzahl der NPCs etc. Ein Abfall auf unter 60 Bilder ist quasi nicht vorhanden.

Cuisine Royale (max. Settings)
—> 1080p: 130-150 FPS (niedrigster Wert 70 FPS, höchster Wert 235 FPS)

FarCry 4 (max. Settings)
—> 1080p: 70-105FPS
Ubisofts Dunia-Engine ist leider recht sprunghaft. Je nach Blickrichtung und Details verliert man manchmal dutzene Frames.

Forza Horizon 4 (Benchmark; Settings: alles auf ultra, 4x MSAA)
—> UHD: 43 FPS
—> 1440p: 67 FPS
—> 1080p: 87 FPS

Grand Theft Auto V (Benchmark; Settings: Mischung aus sehr hoch & ultra )
—> 1440p: 64 FPS
—> 1080p: 87 FPS

Metro 2033 (max. Settings)
—> 1080p: immer über 60 FPS, Durschnitt 70-100 FPS

Sleeping Dogs: Definitive Edition (Benchmark; max. Settings)
—> 1440p: 91 FPS
—> 1080p: 107 FPS

The Witcher 3 (max. Settings, Hairworks deaktiviert)
Normales Laufen durch Novigrad, danach kurzer Ausritt über umliegende Felder
—> 1440p: 82 FPS
—> 1080p: 108 FPS

Watch_Dogs (max. Settings, hohe Texturen, TXAA 2x)
—> 1440p: 78 FPS
—> 1080p: 86 FPS

Saubere Performance in FHD & QHD

Wie man sehen kann, überzeugt die Karte sowohl in FHD (1920×1080) als auch in QHD (2560×1440). Auf höchsten Settings sind 60 FPS und mehr überhaupt kein Problem für die RTX 2060. Das alleine rechtfertigt schon den Kaufgrund, falls man eine ältere Grafikkarte im Gehäuse verbaut hat. Ob das ein Upgrade von einem Modell der 1000er Reihe rechtfertigt, muss jeder für sich selbst entscheiden. In jedem Fall ist auch UHD-Gaming kein Problem, sofern man hier mit 30 FPS und moderaten Settings leben kann. Richtig gut optimierte Titel laufen auch auf höchsten Settings in 4K stabil. So spuckt ein „Forza Horizon 4“ auf höchsten Settings in der Auflösung 3840×2160 durchschnittlich 43 Bilder aus. Wer UHD mit 30 FPS anvisiert, dürfte mit dieser Karte also gut bedient sein. Auch für 144hz-Zocker könnte die Karte interessant sein, da man bei vielen Spielen mühelos sehr hohe Frameraten jenseits der 100 Bilder erreichen kann, sofern man ein wenig an den Einstellungen feilt. Der leistungstechnische Ersteindruck von NVIDIAs Turing-Klasse, benannt nach dem Mathematiker Alan Turing, ist also mehr als positiv.

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Die LED-Beleuchtung lässt sich auf Wunsch deaktivieren

Look und Verarbeitung der Karte liefern übrigens auch eine gute Vorstellung ab. Im Gehäuse selbst fällt das Design besonders stylisch auf, weil an der Seite ein weißer LED-Streifen verbaut ist, welcher das Case von innen beleuchtet. Ein Plus für Besitzer eines Gehäuses mit Seitenfenter. Leider besitzt Palits RTX 2060 keine Backplate, diese hätte die Karte designtechnisch locker aufs Siegertreppchen gehoben. Stattdessen muss sich das Auge mit offenen Kontakten, Spulen und Chips begnügen. Die Lüfter stimmen wieder positiv, sind kaum zu hören und werden in der Regel ohnehin vom CPU-Kühler übertönt. Die Temperaturen sind auch im grünen Bereich: Selten ging es deutlich über die 70-Grad-Marke.

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Ohne Backplate macht die Rückseite einen eher spartanischen Eindruck

Positiv  anzumerken ist noch die leichte Übertaktung, die Palit der RTX 2060 hier spendiert hat. Das Kürzel OC steht nicht umsonst für „overclocked“ und im Vergleich zu NVIDIAs „Founders Edition“, welche im Boost-Clock mit 1680 mhz arbeitet, ist Palits Modell mit 1830 mhz eine Ecke höher getaktet. Der Basistakt ist mit 1365 mhz identisch zum Referenzmodell. Das Kühlkonzept wird mittels zweier Lüfter realisiert. Dank der kompakten Maße von 235 x 112 x 40 mm nimmt die Grafikkarte nur zwei Slots im Gehäuse in Beschlag.

Verbesserungspotential

Die Karte kommt mit einer eigenen Übertaktungssoftware daher, welche auf den Namen „Thundermaster“ hört. Hier lassen sich unter anderem die Lüftergeschwindigkeiten sowie die Temperaturregelung einstellen. Das Design ist trotz einfachem Aufbau unübersichtlich, unattraktiv und der Umfang ist nicht besonders hoch. Des Weiteren lässt sich trotz entsprechender Settings die Farbe der LED-Leiste an der Grafikkarte nicht ändern. Mit anderer Tweaking-Software (Stichwort: MSI Afterburner) fährt man hier allgemein besser.

Ebenfalls zwiespältig ist der Grafikspeicher zu beurteilen. Dieser fällt mit 6GByte GDDR5-Speicher zwar zeitgemäß, aber nicht sehr zukunftssicher aus. Für 4K-Gaming dürfte das in den nächsten Jahren schnell zu einer kleinen Hürde werden, sofern es immer die höchsten Textursettings sein müssen. FullHD- & QHD-Spieler dürften deutlich länger etwas von der Karte haben.

Ein Verkaufsargument der Grafikkarte stellt die neuartige Raytracing-Technologie dar, welche den Spielen erlaubt, realistischere Bilder aufzufahren. So viel auf dem Papier. Bis auf eine handvoll Spiele („Battlefield V“, „Metro: Exodus“) wird dieses Feature nämlich noch nicht weitreichend unterstützt und halbiert darüber hinaus locker die Framerate. Schön, diese visuelle Technologie zu haben für den Fall, dass NVIDIA dahingehend zukünftig effizientere Treiber anbietet. Im Moment ist Raytracing nicht das Killer-Argument, das für diese Karte spricht. Ebenfalls neu ist die sogenannte Deep-Learning-Supersampling-Technik, kurz: DLSS. Diese stellt eine neue Form der Kantenglättung dar, welche, wie der Name suggeriert, mit der Supersampling-Funktion arbeitet. Schaut man sich entsprechende Listen an, wird dieses Feature in Zukunft deutlich öfter unterstützt, als die Raytracing-Technologie. Die nächsten Jahre werden zeigen, ob NVIDIAs neue Ideen mehr sind als nur schmuckes Beiwerk.

Schwächen auf der Zielgeraden

Eher negativ fällt im Test das Spulenfiepen bzw. das hörbare Vibrieren der Grafikkarte bei hohen Bildraten auf. Die Karte fängt dann an leicht zu schnarren, ohne jedoch richtig nervig oder wirklich laut zu werden. Im Gegensatz zum bekannten hochtönigen Piepen, welches so manche Grafikkarte abgibt, ist dieser Sound deutlich tiefer und erträglicher. Für Silent-Gaming-Enthusiasten ist die Karte damit aber ein absolutes No-Go. Die Geräuschkulisse beginnt bei ungefähr 80FPS und steigert sich minimal bei höheren Bildraten. Subjektiv ist dies kaum der Rede wert und eine gewisse Klangkulisse ist bei vielen Karten leider ohnehin der Standard. Wer ein Headset verwendet oder auch sein Soundsystem in moderater Lautstärke aufdreht, hat hier keinerlei Probleme. Objektiver betrachtet, ist dies natürlich dennoch ein Problem, das erwähnt werden muss.

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Nicht viel für das Geld: Der Lieferumfang fällt mager aus

Ebenfalls kritikwürdig sind die lieblose Verpackung und der Lieferumfang der RTX 2060. Außer einer Schnellanleitung und einer Treiber-CD gibt es keinerlei Extras. Weder Schrauben, Stromkabel bzw. Adapter oder ein paar lausige Sticker sind dabei. Für einen recht happigen Preis von fast 400€ ist das einfach zu wenig und dem sonst sehr hohen Anspruch der RTX-Reihe unwürdig. Andere Firmen (z. B. Zotac) haben dahingehend auch auf Sparflamme gearbeitet, wobei dort darber hinaus sogar auf die Treiber-CD verzichtet wurde. Denkt man an die GTX 970 zurück, erinnert man sich zeitweise an Beigaben wie Mauspads, Sticker, Adapter und mehr, welche so mancher Karte beilagen. Hier erleben wir also das absolute Minimum bei gleichzeitiger Anhebung der Preise. Eine bedenkliche Entwicklung. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Preisgestaltung im Grafikkarten-Segment entwickelt, wenn Intel bald in den Markt einsteigt. Für die Brieftasche des Kunden kann mehr Konkurrenz jedenfalls nicht schaden.

Fazit

NVIDIAs RTX 2060, hier vertreten durch Palits Modell, ist eine Mittelklasse-Karte mit Oberklasse-Performance. Leistungstechnisch bleibt sie nur knapp hinter der der RTX 2070 zurück, wirkt auf dem Papier sogar nur wie eine leicht beschnittene Variante dieser Karte. Mit Palits RTX 2060 spielt man nahezu jedes Spiel auf höchsten Settings in 1080p & 1440p immer mit 60FPS und mühelos darüber hinaus. Das ist beeindruckend, bei dem Preis aber auch zu erwarten gewesen. Inwieweit man mit Raytracing und 4K hier glücklich wird, hängt sowohl von den Settings als auch von den eigenen Ansprüchen ab. Wirkliche Schnitzer erlauben sich NVIDIA und Palit hier aber nicht, wenn auch das hörbare Vibrieren der Karte bei hohen Bildraten etwas negativ auffällt, genauso wie der spartanische Lieferumfang. Eine dicke Empfehlung ist die Karte natürlich dennoch.

Bewertung:
4,5 Sterne
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Bildmaterial: Palit Microsystems Ltd.

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