Das Jahr 2020 kann man als durch und durch chaotisch bezeichnen. Auch im Gaming-Sektor sieht das nicht anders aus. Während viele Konsolenspieler keine PlayStation 5 oder Xbox Series X abbekommen haben, sieht die Verfügbarkeit auf dem PC bei den neuesten Grafikkarten von AMD und Nvidia ebenso mau aus. Die (virtuellen) Regale sind leer, die Preise dafür exorbitant hoch. Für unseren Test konnten wir uns dennoch eine RTX 3060 Ti sichern und verraten euch, ob sich die Investition lohnt.
Pleiten, Pech und Release-Pannen
Nvidia-Fans haben es zur Zeit nicht leicht: Die neuen Spitzenmodelle der Ampere-Generation, die RTX 3070 und 3080, waren in Windeseile ausverkauft. Was übrig bleibt, sind Restbestände zu horrenden Preisen auf Ebay und anderen Verkaufsportalen. Der Moment für einen Grafikkarten-Neukauf ist daher denkbar schlecht. Bei der RTX 3060 Ti musste der Launch also besser verlaufen. Doch auch das Referenzmodell, die sogenannte Founders Edition, war zum Verkaufsstart am 2. Dezember 2020 binnen kürzester Zeit vergriffen. Internetseiten hielten dem Ansturm nicht stand, so kam es zu einigen Ausfällen und unzufriedenen Kunden. Die Nachfrage war also gigantisch – bei einem attraktiven Preis von 399 € auch kein Wunder.
Nun möchte man meinen, dass die Custom-Designs von MSI, Gigabyte, PNY und co. nur knapp über dieser UVP liegen dürften, doch weit gefehlt. Bis zu 150 € über Nvidias Preisempfehlung muss der potentielle Käufer berappen. Die Situation wird durch automatisierte Kauf-Bots, Fake-Angebote und Scalper nicht unbedingt besser. Während YouTuber und Influencer Nvidias Karten geschenkt bekommen und 3000er Modelle im Wert von 175 Millionen Dollar an Crypto-Miner verkauft worden sein sollen, bleibt dem normalen User nur das Wartespielchen, bis die Karten zu einem faireren Preis wieder verfügbar sind. Für den Test hat CMT in den sauren Apfel gebissen und die RTX 3060 Ti Ghost OC von Gainward zu einem etwas überhöhten Preis gekauft. Die Grafikkarte soll natürlich dennoch so objektiv wie möglich bewertet werden.
>>Hier geht es zum Test der regulären RTX 3060<<
Spartanischer Ersteindruck, attraktive Optik
Der erste Eindruck nach dem Auspacken des Kartons fällt zunächst ernüchternd aus. Außer der Grafikkarte und einer Kurzanleitung befindet sich absolut nichts im Lieferumfang. Sticker, Stromkabel bzw. Adapter, Treiber-CDs und dergleichen sind also nicht Teil des Gesamtpakets. Schade, sind doch derlei Gimmicks immer gerne gesehen, wenn der Käufer hunderte Euro in PC-Hardware investiert. Wenigstens macht die Grafikkarte selbst einen sehr schicken Eindruck. Die Lüfteroberseite erinnert an gebürstetes Aluminium, während auf der Rückseite die sehr stylische Backplate durch ihre Wabenoptik Akzente setzen kann. Insgesamt ist das Design der Grafikkarte weniger verspielt als die Konkurrenz und eher subtil gehalten. Weniger ist mehr. Mit Strom versorgt wird die Karte übrigens über einen 8-Pin-Stromstecker. Im Gehäuse belegt die RTX 3060 Ti dann zwei zwei Slots und fällt damit äußerst kompakt aus. Bei den Anschlüssen stehen 3 Display-Port-Ausgänge sowie ein HDMI 2.1 Ausgang zur Verfügung. Besitzer von DVI-Monitoren müssen also zu einem Adapter greifen.

Überzeugende Kühlung trifft auf spielerischen Lichterglanz
Nachdem die Treiber und ein Firmwareupdate über Gainwards-Webseite bezogen worden sind, wurde auch gleich das hauseigene Übertaktungs- und Analysetool „Expert Tool 2“ heruntergeladen. Mit letzterem können die Taktraten, Lüftersteuerung und LED-Beleuchtung konfiguriert werden. Es ist also möglich, die bereits von Haus aus übertaktete Karte noch weiter auszureizen. Mit einer Taktung von 1695 MHz im Boost-Mode ist diese OC-Version ab Werk nur 1,8 Prozent höher getaktet als Nvidias Founders Edition mit rund 1670 MHz. Die Mehrleistung in Spielen dürfte also im Promillebereich liegen.
An der Seite der Karte prangt das Geforce-RTX-Logo sowie eine Lichtleiste. Die Beleuchtung lässt sich über die Treibersoftware einstellen. Neben der Möglichkeit, eine frei auswählbare Farbe dauerhaft auszuwählen, ist auch ein Atemeffekt möglich, der sich in Farbe und Geschwindigkeit einstellen lassen kann. Eine Rainbow-Funktion ist ebenfalls gegeben, bei dem die Farbe in fließenden Übergängen wechselt. Besonders toll: Die Beleuchtung kann die aktuelle Temperatur der Grafikkarte wiedergeben. Leuchtet die Karte z. B. Orange, so wurde die 80-Grad-Marke erreicht. Die individuellen Farben dafür kann man im Bereich zwischen 50 und 80 Grad in vier Stufen einstellen. Falls man das ganze Lichtertheater absolut nicht mag, kann die Beleuchtung auch einfach komplett deaktiviert werden. Sehr lobenswert.

Wo wir bei den Temperaturen sind: Die Lüfter der Karte laufen erst ab einer Temperatur von 60 Grad an, bis zu diesem Zeitpunkt ist die Karte also muxmäuschenstill. Wirklich hörbar werden die Lüfter erst ab einer Drehzahl von rund 65 Prozent (2.100 rpm) in einem Gehäuse, in dem vier Gehäuselüfter verbaut sind. Wer weniger Lüfter verbaut hat, dürfte die GPU-Lüfter entsprechend schon vorher wahrnehmen. Das Kühlersystem überzeugt auf ganzer Linie: Selbst unter Volllast geht die Karte nicht über die 75-Grad-Marke und ist dabei immer noch angenehm leise. Auch bei Spielen wie „Red Dead Redemption 2“ in 4k kommt die Karte nicht ins Schwitzen. Die Temperatur bleibt stets unter 80 Grad. Im normalen Windowsbetrieb beträgt die Temperatur der Karte zumeist rund 40 Grad. Steigt die Temperatur auf 60 Grad an wird die Karte wieder auf 40 Grad heruntergekühlt. Auf den Standardsettings dreht die Karte bei 75 Grad mit 2.380 rpm . Bei über 80 Grad werden 3.100 rpm aufgewendet, um einen Cooldown zu gewährleisten. Ein Spulenfiepen ist bei dem im Test verwendeten Modell übrigens absolut nicht aufgefallen. Ein weiterer Pluspunkt und für viele sicher ein Kaufkriterium.
2 Gedanken zu „Gainward RTX 3060 Ti Ghost OC Test: Raytracing-Power und 4K-Performance vereint“