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CineCheck, PlayCheck, [Filmkritik]

„Mortal Kombat“ (2021) Kritik: Fataler Flop oder Flawless Victory?

Wer sich mit Videospielen auskennt, dem ist auch „Mortal Kombat“ ein Begriff. Die wenig zimperliche Prügelspiel-Reihe erfreut sich seit Anfang der 90er-Jahre weltweiter Beliebtheit. Figuren wie Scorpion und Sub Zero sind längst in der Popkultur verankert. Eine erste Verfilmung der Spielreihe bekamen Fans bereits 1995 spendiert. Die fetzige und knallbunte Umsetzung genießt bis heute einen gewissen Kultstatus, ließ aufgrund einer niedrigen Altersfreigabe allerdings das vermissen, was die Reihe so berühmt-berüchtigt machte: ultrabrutale Gewaltszenen und grausame Fatalities.

Das Sequel „Mortal Kombat: Annihilation“ fiel 1997 nur unwesentlich härter aus, enttäuschte im Gegenzug durch seine billige Machart und miserable Effekte. Besonders die Dialoge gelten bis heute als legendär schlecht und sind der Stoff, aus dem Memes geschmiedet werden. Spulen wir vor ins Jahr 2010: Der verheißungsvolle Kurzfilm „Mortal Kombat: Rebirth“ mit B-Action-Star Michael Jai White kreiert genug Buzz, sodass daraus eine kompetent gedrehte Webserie erwächst. Die Show „Mortal Kombat: Legacy“ ist das Resultat und macht bis 2013 in seinen zwei Staffeln keine Gefangenen. Fatalities, Brutalities und all jene Techniken, die auf den heimischen Konsolen den virtuellen Lebenssaft so ausufernd sprudeln ließen, wurden hier in ordentlicher Ausführung serviert. Was immer noch fehlte, war eine echte Verfilmung, die das Herz der Gorehounds eroberte.

Acht lange Jahre sollte es noch dauern, bis 2021 nun der erste waschechte „Mortal Kombat“-Film seit 24 Jahren in den Startlöchern steht. Produziert von niemand anderem als James Wan, Co-Schöpfer der ultrabrutalen „Saw“-Filmreihe, verspricht der Streifen also zumindest Gore Galore. Doch kann er auch in anderen Belangen punkten?

Ein Turnier, das keines war

Der Plot des Reboots ist schnell erzählt: Eine Gruppe beinharter Kämpfer aus aller Welt wird durch das Schicksal zusammengeführt. Sie alle verbindet ein Muttermal, welches nicht zufällig ihre Haut ziert, sondern als Einladung zu verstehen ist. Eine Einladung zu einem Wettkampf auf Leben und Tod – Mortal Kombat. Zusammen sollen sie mit Donnergott Raiden gegen den finsteren Zauberer Shang Tsung und seine Schergen aus dem düsteren Reich Outworld antreten. Die größte Gefahr für unsere Helden stellt dabei der grausame Krieger Sub Zero dar, dessen eiskalte Wut nur vom feurigen Hass seines alten Rivalen Scorpion übertroffen wird. Letzterer sinnt nach einem Massaker an seiner Familie auf Rache und ist entsprechend höllisch mies gelaunt.

Mortal Kombat 2021 Scorpion Sub Zero
Erbarmungslose Blutfehde: Scorpion & Sub Zero bleiben auch 2021 erbitterte Todfeinde (Quelle: Warner, HBO Max)

Wer nun erwartet, dass der Film den Wettkampfcharakter der Spiele in den Vordergrund stellt, der irrt. Vielmehr versteht sich „Mortal Kombat“ als eine Art Prolog für eine weitaus größere Geschichte. Gleich vier Sequels sollen wohl angedacht sein. Dieser erste Film kreiert damit nur die Basis für das, was über die nächsten Filme entwickelt werden soll – und das merkt man leider. Ein Tournament findet hier im klassischen Sinn nicht statt. Damit steht der Streifen merkwürdig verloren da und hinterlässt inhaltlich ein Gefühl der Leere, wenn der Abspann läuft.

Schlachtplatte zum Sparpreis

Wie eingangs erwähnt, ließen die Verfilmungen der 90er das Aushängeschild der Videospiele vermissen, nämlich die deftigen Gewaltspitzen. Das ist hier anders, denn 2021 geht es endlich ans Eingemachte. Entsprechend sind Gore und Schauwerte in ordentlicher Dosis vorhanden, auch wenn der Film mehr Kämpfe und damit auch mehr Fatalities hätte vertragen können. Wenn es allerdings splattert, dann überraschend hart und auf die gleiche Weise inszeniert, wie bei den aktuellen Games. Da werden Herzen herausgerissen, Kämpfer halbiert und Körperteile amputiert – die FSK18-Freigabe ist also vollends gerechtfertigt. Anscheinend ging es sogar noch eine Stufe härter zu: Der Film soll zunächst in den vereinigten Staaten die Altersfreigabe NC-17 erhalten haben, die für Hollywood quasi absolutes Kassengift darstellt. Entsprechend wurde der Film für ein lukrativeres R-Rating gekürzt. Wie groß diese Einschnitte waren, werden wir sicherlich in Zukunft sehen, denn eine längere Unrated-Fassung, die noch brutalere Action verspricht, dürfte garantiert sein.

Mit 55 Millionen Dollar ist das Budget für einen Stoff dieses Kalibers übrigens sehr niedrig angesetzt. Die gleiche Preisklasse hat „Joker“ 2019 veranschlagt und der hat dabei nahezu keine Actionszene auffahren müssen. Nun ist das vorsichtig angelegte Budget nicht unbedingt die schlechteste Idee, schließlich muss erst ein mal das Potential der Reihe geprüft werden. James Wan wusste sicher genau, was er tat, denn auch seine „Saw“-Filme waren meist niedrig budgetiert, um maximalen Gewinn herauszuholen. Leider sieht man dem Film die preisgünstige Finanzierung doch an einigen Stellen an. Zwar wirkt das Werk hochwertiger als die Serien-Adaption von 2011, allerdings ist das Konzept Mortal Kombat doch deutlich größer, einfach epischer angelegt, um es finanziell solche Ketten anzulegen. Entsprechend wirkt alles etwas moderater getrickst, eben nur knapp über Serienstandards angesiedelt. Dennoch wird visuell hier und da ein bisschen Eyecandy geboten, gerade wenn Sub Zero Eiskristalle abfeuert oder Scorpion mit dem Feuer spielt. Der vierarmige Kämpfer Goro ist auch nett animiert, könnte so direkt aus den Games stammen. Durch die kriminell kurze Screentime wirkt er allerdings mächtig verschenkt und verkommt so zum puren Spezialeffekt.

Mortal Kombat 2021 Scorpion Effects
Trotz des niedrigen Budgets gibt es eine Handvoll netter Effekte zu bestaunen (Quelle: Warner, HBO Max)

Choose your Destiny

Wie bei Verfilmungen von Prügelspielen üblich, versucht das Drehbuch auch hier möglichst viele Charaktere aufzufahren. Ein paar Fan-Favoriten spart sich der Streifen allerdings für die Fortsetzungen auf, während er wiederum Figuren, welche in den Spielen erst später eingeführt wurden, bereits antreten lässt. Eine merkwürdige Entscheidung. Die Besetzung der Kämpfer geht dabei größtenteils in Ordnung. Joe Taslim, den viele aus dem brachialen Meisterwerk „The Raid“ kennen dürften, geht in der Rolle von Sub Zero völlig auf. Seine Präsenz ist mustergültig und bedrohlich. Ein wenig erinnert er an das, was Robert Patrick 1991 in „Terminator 2“ vormachte. Ohnehin wird der wandelnde Eiswürfel sehr imposant, zeitweise wie ein Horroreffekt und als wahre Naturgewalt eingesetzt. Hiroyuki Sanada in der Rolle des Scorpion ist dazu der perfekte Gegenspieler. Die mittlerweile 60 Lenzen sieht man ihm keinesfalls an, auch nicht in den Kamfpszenen. Damit ist er auch die wahrscheinlich älteste Interpretation der Figur, die es bisher gegeben hat. Weitere Highlights sind die Charaktere Sonya Blade, Jax und Kano, welche nahe an der Vorlage angelegt sind. Gerade letzterer hat durch seine bärbeißige Art und das lose Mundwerk ein paar Lacher auf seiner Seite. Zeitweise wirkt er wie eine bitterböse Variation von Hugh Jackmans Wolverine – australischer Charme halt.

Leider kann man nicht von allen Figuren behaupten, dass diese derart passend besetzt worden sind. Besonders Lieblinge wie Raiden oder Liu Kang fühlen sich in ihrer Darstellung merkwürdig fehlbesetzt und geradezu ausdruckslos an. Natürlich kann man Tadanobu Asano nur gratulieren, dass er, ganz im Sinne der Vorlage, der erste Japaner ist, der auf der Kinoleinwand Lord Raiden verkörpern darf. Das ändert allerdings nur wenig daran, dass er den Donnergott unscheinbar und wenig virtuos anlegt – von Sympathie, Weisheit und Wärme leider überhaupt keine Spur. Er lässt eher seine Fähigkeiten sprechen, als seinen Geist. Auch Chin Han („The Dark Knight“) enttäuscht in seiner Rolle als Shang Tsung ein wenig. Zwar schafft er es durchaus, der Rolle Anmut zu verleihen, wirklich bösartig oder gar charismatisch wirkt er dabei aber nie. Immerhin ist die optische Umsetzung der Figuren durchweg gelungen und Fans erkennen sofort, wer da auch immer die Kampffläche betritt. Zuschauer, die sich mit dem Universum nur wenig oder gar nicht auskennen, dürften zeitweise aufgeschmissen sein, denn schon aufgrund der Erzählweise ist es nicht möglich, jeden Kämpfer namentlich und mit inhaltlichem Background einzuführen. Die Sequels haben also genug Möglichkeiten, um weiter an den Charakteren zu feilen.

Mortal Kombat 2021 Sub Zero
Let’s kick some ice: Sub Zero ist ein ganz klares Highlight (Quelle: Warner, HBO Max)

Dieser neue Film ist damit durchweg eine Angelegenheit für Fans und Kenner der Vorlage. Neben unzähligen Gags und Querverweisen wurden auch Catchphrases wie „Kano wins!“, „Get over here!“ oder „Flawless Victory“ eingebaut, ohne dabei erzwungen zu wirken. Schmerzlich vermisst hat der Autor allerdings das berühmte „Fatality!“, welches entweder im Film untergegangen ist oder tatsächlich gar nicht vorkommt. Immerhin werden einige Schauplätze aus den ersten Spielen im Showdown nachgestellt und selbst eine Variation der „Test your Might“-Stages ist vorhanden. Einer der besten Gags hat übrigens mit einem Sweep (Beinfeger) zu tun. So mancher Spieler erinnert sich an renitente Schulfreunde, die immer nur einen und einen Move allein beherrschten, während man selbst versuchte, mit einer virtuosen Spielweise den Gegner auf die virtuelle Matte zu schicken. Mehr sei an dieser Stelle nicht verraten. Fehlendes Augenzwinkern kann man dieser Videospielverfilmung also nicht vorwerfen, auch wenn der Grundton grundsätzlich ernst ist.

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