Nintendo hat es in der Vergangenheit vorgemacht und neben dem NES Classic Mini auch den SNES Classic Mini sehr erfolgreich auf den Markt gebracht. Retro liegt ohnehin seit Jahren wieder voll im Trend und viele Fans warten nun sehnsüchtig auf einen Nintendo 64 Classic Mini. Währenddessen will auch SEGA seinen Teil vom Kuchen abhaben. Diverse Mini-Systeme des Mega Drive / Genesis gibt es bereits – was noch fehlte, war eine Neuauflage eines tragbaren Gaming-Systems. Das hat sich nun geändert. Seit dem 6. Oktober ist der neueste Classic Handheld aus dem Hause SEGA, der Game Gear Micro, in Japan erhältlich.
Überblick
Wer in den frühen 90ern SEGAs Game Gear sein Eigen nennen durfte, hatte im Vergleich zum Game Boy sicher das technisch interessantere Gerät. Im Gegensatz zu Nintendos Handheld konnte der Game Gear nämlich mit einem waschechten Farbbildschirm aufwarten. Und auch die Grafik allgemein überzeugte, denn die war sehr nahe an Segas Master System und dessen 8-Bit-Grafik angelehnt. Der Preis des Game Gear (zirka 300 DM) war jedoch exorbitant hoch und der Batterieverschleiß geradezu legendär, weshalb sich der Handheld nicht im Kinderzimmer und damit auch nicht gegen Nintendo durchsetzen konnte. Das hinderte SEGA allerdings nicht, Mitte der 90er mit dem SEGA Nomad noch ein tragbares Äquivalent zum Mega Drive in Amerika auf den Markt zu bringen. Wer jedoch das Spielerlebnis von SEGAs erstem Handheld nachholen möchte, kann nun zum SEGA Game Gear Micro greifen.
Das Gerät ist in Japan in vier verschiedenen Farben erschienen. Jedes Modell hat seine eigenen vier Spiele integriert:
Schwarz: „Sonic the Hedgehog“, „OutRun“, „Royal Stone“, „Puyo Puyo 2“
Blau: „Sonic & Tails“, „Gunstar Heroes“, „Sylvan Tale“, „Baku Baku Animal“
Gelb: „Shining Force“, „Shining Force II“, „Shining Force: Final Conflict“, „Nazo Puyo“
Rot: „Megami Tensei Gaiden: Last Bible“, „Megami Tensei Gaiden: Last Bible Special“, „The G.G. Shinobi“, „Columns“
Wer das komplette Set mit allen vier Varianten gekauft hat, wurde mit einer weiteren, transparenten Version des Game Gear Micro belohnt. Allerdings ist dieses Bundle mittlerweile ausverkauft.

Technische Details
Der Game Gear Micro macht seinem Namen alle Ehre und bietet nur ein winziges 1,15-Zoll-Display. Zum Vergleich: Das Original bot damals eine Bildschirmdiagonale von 3,2 Zoll. Fast könnte man meinen, hier einen Scherzartikel vor sich zu haben, doch das Gerät ist komplett funktionstüchtig. Wem der Bildschirm partout zu klein ist, der kann mittels separat erhältlicher „Big Window Micro“-Lupe nachhelfen. Das Seitenverhältnis beträgt klassischerweise 4:3. Die Auflösung des Displays erlaubt 1280×720 Pixel mit bis zu 60 FPS. Hardwareseitig ist als Chip ein ARM9 SoC verbaut. Der Arbeitsspeicher beträgt winzige 64MB RAM – für so ein Gerät natürlich mehr als ausreichend. Geradezu übertrieben kommt die Taktfrequenz der CPU daher, denn diese kann bis zu 2,6 GHz betragen, dürfte aber die meiste Zeit im Standardtakt von 408 MHz laufen.
Mit Strom versorgt wird der Game Gear Micro entweder über zwei AAA-Batterien (nicht enthalten) oder mittels Micro-USB-Kabel über die Steckdose. Einen eingebauten Akku gibt es nicht. Neben der Möglichkeit, Save-States für jeden Titel anzulegen, kann auch die verbleibende Batterielaufzeit angezeigt, sowie die Helligkeit eingestellt werden. Natürlich lassen sich die Games nicht über einen Cartridge-Slot abspielen, sondern sind in das Gerät selbst eingespeist. Dabei können im Hauptmenü Infos zu den einzelnen Spielen eingeblendet werden. Trotz der winzigen Größe des Handhelds, welche nur rund ein Drittel des Originals umfasst, gibt es einen normalen Kopfhörerausgang. Sehr lobenswert.

Das sagen die Tester
Die ersten Reviews sind auf YouTube und im Netz bereits eingetrudelt und die Kritiker sind sich im Kern recht einig. Der Game Gear Classic ist ein netter Sammlerartikel, der trotz der winzigen Abmessungen durchaus einiges an Spielspaß ermöglicht. Dementsprechend klingen die meisten Testergebnisse eher positiv. Besonders gelobt wird das Display, welches zwar wirklich klein ausfällt, aber ein recht scharfes Bild präsentiert und selbst das Lesen von Text problemlos ermöglichen soll. Dennoch seien besonders die Puzzle-Games für die kompakten Abmessungen geeignet. Laut diversen Testern beträgt die Boot-Zeit rund elf Sekunden. Kritisiert wird der Umstand, dass die Spiele alle nur in japanischer Sprache vorliegen. Das Steuerkreuz (D-Pad) wird hingegen gelobt. Ebenso positiv ist der Mono-Lautsprecher aufgefallen, welcher eine mehr als befriedigende Lautstärke bieten soll.
Der Preis des Geräts liegt bei 5000 Yen (rund 40 Euro). Ob der Game Gear Micro auch in den USA und Europa auf den Markt kommen wird, ist noch nicht bekannt. Ungeduldigen Sammlern bleibt im Moment also nur die Möglichkeit, den Handheld aus Japan zu importieren.
Autor: Sebastian Narkus
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