Retro-Handhelds mit dem Schwerpunkt Emulation sind schwer in Mode. Es gibt immer mehr empfehlenswerte Geräte, diese haben allerdings ihren Preis. Nicht jeder möchte viel ausgeben, um die alten Pixelperlen aus der Kindheit neu zu erleben. Im Niedrigpreissektor buhlen daher dutzende Vertreter um die Gunst nostalgischer Sparfüchse. Einen solchen Günstig-Game-Boy schauen wir uns im Test daher genauer an.
Kein Hingucker
Dass dieser China-Handheld wie eine PlayStation Portable aussieht, ist nicht überraschend. Der einprägsame Look von Sonys Welterfolg wurde bis heute hundertfach entlehnt, variiert oder einfach 1:1 abgekupfert. Auch hier stand optisch ein mal mehr die PSP Pate. Dem Preis entsprechend sind Haptik und Verarbeitung des Geräts spartanisch gehalten und können mit dem großen Vorbild natürlich nicht ansatzweise mithalten. Das Gehäuse wirkt billig und die Pianolack-Optik weist ein paar unsauber verarbeitete Stellen auf. Fingerabdrücke werden prominent abgebildet, was natürlich dem Hochglanzplastik geschuldet ist. Für den Preis alles nicht schön, aber auch nicht weiter verwunderlich. Irgendwo muss der Rotstift ja angesetzt werden.
Dafür gehen Tasten, Digital-Pad und Analogstick aber in Ordnung. Die Druckpunkte sind ordentlich, jedoch klappern die Schultertasten etwas. Insgesamt ist die Bedienung der Knöpfe besser, als befürchtet. Wer hochwertigeres will, muss jenseits der 50-Euro-Marke schauen. Der Bildschirm fällt angenehm solide aus, wenn man ihn in Relation zum Preis betrachtet. Nicht toll, aber gut genug und die Helligkeit lässt sich in verschiedenen Stufen einstellen. Schärfe und Farben waren im Test durchgehend passabel. Klangtechnisch kommt der Handheld dafür eher zweckdienlich und schwachbrüstig daher. Der Sound der kleinen Lautsprecher ist eher dünn, blechern und zu höhenbetont. Kopfhörer sind eigentlich ein Muss. Die beigelegten Earbuds kann man aber getrost in den Mülleimer werfen. Über die auf der Rückseite verbaute Kamera diskutieren wir am besten auch gar nicht erst. Sowas nimmt man bei diesen Geräten schulterzuckend hin und achtet nie wieder darauf. Die Foto-Qualität ist gewohnt mies. Statt Batterien zu schlucken, ist ein interner Akku mit 800 mAh verbaut. Dieser wird mittels Mini-USB-Kabel aufgeladen. Eine Ladung reicht dann, je nach Helligkeit und Rechenaufwand, für gute 3-5 Stunden.

Größtenteils gut emuliert
Neben den im Hauptmenü verknüpften Spielen befinden sich auf dem Gerät auch noch unzählige Game-Boy-Advance- und andere Retro-Titel. Diese sind etwas versteckt über den Datei-Manager zu finden. Mittels Verbindung über den PC kann man auch eigene Spiele über Rom-Files nachrüsten. Die Emulation bis 32-Bit ist größtenteils gut gelungen, hier und da gibt es ein paar Titel, die minimal langsamer performen. Dies ist aber die Seltenheit. „Mario Kart: Super Circuit“ und „Tekken Advance“, um nur zwei Beispiele zu nennen, laufen gut spielbar. SNES und co. machen ebenfalls durchweg eine gute Figur. Die Nintendo-DS-Emulation ging im Test auch mehr als in Ordnung. Wobei das Gerät hier anfängt, zu schwächeln. Hier und da kann man die Emulatoren feinjustieren, um bessere Ergebnisse und stabilere Bildraten zu erzielen.
Es lassen sich zudem eine handvoll PlayStation-1-Spiele emulieren, sofern man das Gerät damit selbst bestückt. Vorinstalliert waren für das 32-Bit-System nämlich keine Titel. Die Performance der PS1-Spiele war insgesamt eher durchwachsen. Mit der Hardware ist es ein Wunder, dass PlayStation-Titel überhaupt laufen. Hier führt nur Trial and Error zum Ziel. „Resident Evil“ lief im Test z. B. halbwegs spielbar, während die FPS bei anderen Games in den Keller gingen. Mit der Emulation von Mega-Drive-Titeln gab es außerdem auch Probleme: Diese wollten partout nicht starten. Hier muss gegebenenfalls das korrekte Dateiformat gesucht und genutzt werden. Eine Unterstützung für Segas Blast-Processing-Boliden soll es jedenfalls geben. Auch, wenn das Design etwas anderes verspricht: Playstation-Portable-Spiele lassen sich nicht emulieren. Dafür reicht die bescheidene Hardware ohnehin nicht aus.
Fazit
Mit diesem Handheld bekommt man einen einfachen Spieleknecht vorgesetzt, welcher mit dutzenden Retro-Games und größtenteils guter 16-Bit-Emulation aufwarten kann. Für seinen Preis ist sogar der Bildschirm zu gebrauchen. Dafür schwächelt das Gerät in Sachen Verarbeitung und beim Lautsprecher. Wer Qualität und Performance erwartet, muss sich im Bereich eines RG350 umschauen. Diese Systeme kosten eben aber auch entsprechend mehr, sind langfristig aber sicher die bessere Investition. Nichtsdestotrotz kann man, realistische Erwartungen vorausgesetzt, auch Spaß mit diesem Handheld haben. Die Brieftasche freut sich auf jeden Fall.
Bewertung
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Qumox 4,3″ Portable Handheld
Bildschirm: 4,3 Zoll TFT-LCD-Display (480 × 272)
Speicher: 8 GB intern, extern erweiterbar über Micro-SD-Karte
Features: Musik, Video, E-Book, Kamera, interner Akku 800 mAh
Lieferumfang: Handheld, Kopfhörer, USB-Ladekabel
Preis: ca. 30 Euro
Hinweis: Der Handheld wird unter verschiedenen Namen (z. B. auch X6 Portable Game oder Powkiddy X6) vertrieben.
Autor: Sebastian Narkus