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In Erinnerung an Rutger Hauer: Spieletipp „Observer“

Mit Rutger Hauer ist vor wenigen Tagen eine Legende des Cyberpunk-Kinos gestorben. In Filmen wie „Blade Runner“ oder auch „Split Second“ war er im Mittelpunkt von futuristisch-düsteren Großstädten zu sehen. Was vielleicht nicht jeder weiß: 2017 erschien das Videospiel „Observer“ für PC und Konsolen. In diesem verschlägt es Hauer einmal mehr in neondurchflutete Häuserschluchten und der Spieler ist mittendrin.

Das polnische Entwicklerstudio Bloober Team erlangte 2016 mit dem Horrorspiel „Layers of Fear“ große Bekanntheit. Die Mischung aus Exploration, Adventure und beinharten Schockmomenten kam sowohl bei der Spielepresse als auch bei den Zockern selbst hervorragend an. Ein Jahr später erschien „Observer“, ein weiterer Titel mit dem die Entwickler ihre etablierten Terrormotive verfeinern konnten. Herausgekommen ist ein Sci-Fi-Horror-Cocktail, der nicht nur sehr atmosphärisch daherkommt, sondern wirklich Angst einflößt.

Dystopie auf polnisch

Das Jahr ist 2084, die Stadt: Krakau. Nach dem großen Krieg ist technisch alles irgendwie in den 1980ern hängen geblieben. Der Großkonzern „Chiron“ überwacht seine Bürger wie der „große Bruder“, vereint Exekutive und Legislative. Der Spieler schlüpft in die Rolle eines alternden Ermittlers des Krakow Police Department, welcher von niemand anderem als Rutger Hauer verkörpert wird. Dedective Lazarski muss in einem großen Apartmentkomplex das Verschwinden seines Sohnes aufklären, doch inmitten dieser düsteren Hölle aus Klaustrophobie und Neonbeleuchtung gerät er in eine brutale Mordserie. Der Clou: Als „Observer“ kann sich die Hauptfigur quasi in das Unterbewusstsein und die Träume der Mordopfer hacken und so deren Psyche und letzten Momente rekonstruieren. Mit Bio- und Techscanner ausgerüstet, versucht er Licht in das schier undurchdringliche Rätsel aus Wahnsinn und Realität zu bringen.

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Rutger Hauer bei den Aufnahmen für „Observer“ (Quelle: Bloober Team)

Ein Spiel? Eher eine Erfahrung!

Das Gameplay selbst verbindet Horror und Exploration, gespielt wird dabei, wie in „Layers of Fear“, in der Ego-Perspektive. So untersucht man größtenteils Hotels, Apartments und düstere Kellergewölbe nach Hinweisen. Auch Tatorte müssen akribisch unter die Lupe genommen werden. Mittels Bios- und Techscanner gibt es dabei verschiedene Ebenen, um die Umgebung zu untersuchen. Wenige Momente bringen die Hauptfigur auch mal raus auf die Straße. Mittels Körpermodifikationen hackt sich Detective Daniel Lazarski ins Unterbewusstsein von frisch Verstorbenen, um so an wichtige Informationen zu kommen. Dabei entstehen irreale Albtraum-Momente, die einen immer wieder zusammenzucken lassen. Unbedingt mit Kopfhörern und bei Dunkelheit spielen!

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Abgeklärt, aber nicht abgehalftert: Detective Daniel Lazarski (Quelle: Bloober Team)

Unterbewusster Terror

„Observer“ ist ein unheimlicher Höllentrip und dazu ein audiovisueller Albtraum. Gerade die Traumszenarien gehen ordentlich an die Materie, strapazieren die Nerven mit hysterischen Schnittbildern, aggressiven Soundeffekten und einer schier unbändigen Kreativität der Entwickler. Das ist nicht immer subtil, aber markerschütternd. Dazu kommt natürlich noch Rutger Hauer höchstselbst, der einen souveränen, sehr kühlen Job abliefert, dabei aber immer würdevoll und mit viel Stil seiner Rolle Leben einhaucht. Leider ist er dabei eigentlich nur zu hören, nicht zu sehen. Eine deutsche Synchronisation gibt es übrigens nicht, immerhin aber lokalisierte Untertitel.

Natürlich bringt „Observer“ auch einige Anspielungen an andere Genrebeiträge mit. Die Einflüsse sind dabei ganz klar: Das Spiel beginnt schon mit der selben Art Rolltext wie „Blade Runner“ (1982), zitiert darüber hinaus auch mehrfach musikalisch den Sci-Fi-Klassiker von Ridley Scott. Aber auch Werke wie „1984“, „P.T.“ („Silent Hills“-Demo) oder der Hauer-Film „Split Second“ werden anvisiert. Atmosphärisch ist das wirklich zum Fingerlecken und ein Fest für Fans. Wer auf Reminiszenzen steht, kommt voll auf seine Kosten. „Observer“ stellt übrigens nicht Hauers einzigen Ausflug in Videospiel-Gefilde dar: 2019 lieh er in „Kingdom Heats III“ seine Stimme dem Bösewicht Master Xehanort.

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Düstere Korridore und das fiese Sounddesign erschaffen klaustrophobische Hochspannung (Quelle: Bloober Team)

Fazit

Flackernde Neonröhren und beinharter Horror: „Observer“ ist Pflichtprogramm für alle Sci-Fi- und Horror-Fans. Mit seiner martialischen Soundkulisse, blutüberströmten Tatorten und den epileptisch anmutenden visuellen Effekten ist das Spiel aber nichts für Zartbesaitete. Wer gerne Rätsel löst und das auch mal in einem Tech-Noir-Setting machen möchte, der kommt an dem Titel nicht vorbei.

Bewertung

4 Sterne
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Erschienen 2017 für PC, PlayStation 4 und XBox One. Im Februar 2019 ist zudem eine Version für Nintendo Switch veröffentlicht worden.

Macht euch mit dem Trailer einen eigenen Eindruck:
https://youtu.be/cvK4l-nvWwI

Hier gibt es eine Behind-the-Scenes-Faturette mit Rutger Hauer:
https://www.youtube.com/watch?v=kOJiFMGd-_Y

Autor: Sebastian Narkus
Bild- und Videomaterial: Bloober Team

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Ein Gedanke zu „In Erinnerung an Rutger Hauer: Spieletipp „Observer““

  1. Als ich merkte, dass dieses Spiel von einigen polnischen Entwicklern entwickelt wurde, wurde ich neugierig. Aus Erfahrung legen die meisten Entwickler aus Osteuropa immer großen Wert auf einen einzigartigen Stil, eine einzigartige Geschichte und Atmosphäre und zum Glück wurde ich nicht enttäuscht. Ein dystopisches Horror-Abenteuer mit großartigem Charakter und einem sympathischen Protagonisten!

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