TechCheck, [Produkttest]

ION Audio Classic LP im Test: Plattenspieler für Sparfüchse

Erstveröffentlichung: 15. Juli 2015 auf Amazon

Meine bisherigen Erfahrungen mit Plattenspielern im Bereich bis 100 Euro waren eher ernüchternd. Die letzte Gelegenheit gab ich ION Audio und dem ‚Classic LP‘. Was soll ich sagen? Ich bin angenehm überrascht.

Lieferumfang:

– Classic LP Plattenspieler
– 45er Adapter zum Abspielen von Singles
– Abdeckhaube aus Kunststoff, abnehmbar
– Filzmatte
– Stromstecker
– EZ Vinyl/Tape Converter Software CD
– USB-Kabel
– Bedienungsanleitung
– Sicherheitshinweise und Garantiehinweise

Für den Preis bekommt man also wirklich was geboten. Zur Digitalisierung der Schallplatten über den PC liegt die entsprechende Software bei, die anscheinend auch für die Digitalisierung von Musikkassetten zu gebrauchen ist.

Pro:

Für den recht günstigen Preis macht das Gerät optisch und verarbeitungstechnisch einen sehr guten Eindruck. Klar, in erster Linie ist es auch nur eine Holzplatte, in der Plattenteller und Bedienelemente aus Plastik eingefasst sind, dennoch gab es für mich keinen Grund zur Kritik. Die Holzplatte sah zwar etwas „vintage“aus, hatte aber keine Verarbeitungsfehler vorzuweisen. Die massiven Metallfüße unter dem Gerät machen auch einen stabilen Eindruck. Durch das insgesamt sehr minimalistische und schlichte Design passt der Classic LP in eigentlich jedes Wohnzimmer.

Der Klang des Geräts ist angenehm und definitiv besser, als das, was Auna, Karcher und Crosley in dem Preissegment anbieten. Zwar wird hier definitiv kein Hi-Fi-Niveau erreicht, aber es macht durchaus Spaß, mit so wenig Geld so guten Klang hören zu können. Das Tonbild ist ein wenig flach, Höhen, Mitten und Tiefen stechen nicht besonders detailliert hervor. Dennoch war ich überrascht, dass auf dem Gerät auch Platten gut klingen, die auf anderen Spielern keinen Spaß gemacht haben. Durch den eingebauten Vorverstärker muss der Plattenspieler nur per Cinch mit der Anlage verbunden werden. Ein separater Phonoverstärker und Phonoeingang am Receiver sind also nicht notwendig.

Das Gerät verfügt über Autostart und Autostop. Bei ersterem wird der Motor beim Schwenken des Tonarms in Richtung Plattenteller automatisch gestartet und auch wieder gestoppt, wenn der Tonarm zurückgeführt wird. Das Autostop-Feature beendet die Platte, wenn der letzte Titel auf der Seite erreicht ist. Diese Eigenschaft kann mit einem Schalter an- und abgeschaltet werden. Dabei kann es aber auch mal passieren, dass eine Platte vorschnell drei Sekunden früher beendet wird, das Gerät dann aber mehrfach nachkorrigiert. Trotzdem schöne Features. Ebenso schön ist die Möglichkeit, die Geschwindigkeit des Motors bei Bedarf mit einem Schraubendreher korrigieren zu können. Auf der Unterseite des „Classic LP“ sind entsprechende Öffnungen für 33er und 45er vorhanden. Damit kann man notfalls kleinere Defizite in der Abspielgeschwindigkeit korrigieren, falls man diese mit dem Gehör oder einem Stroboskop ausmachen konnte.

Zu guter Letzt überzeugt das Gerät durch den relativ laufruhigen Plattenteller. Im Vergleich zu anderen günstigen Plattendrehern eiert dieser nicht auffällig stark. Laufgeräusche sind mit zugeklappter Haube auch so gut wie nicht wahrzunehmen. Die Filzmatte ist dazu noch eine nette Dreingabe. Matten aus Gummi neigen schneller dazu, sich zu verformen oder Wellen zu provozieren.

Neutral:

Der „Holzkorpus“ und die Standfüße machen einen hübschen Eindruck. Den kann der Rest allerdings nicht rüberbringen. Der gesamte Teil der Mechanik, vom Plattenteller, bis hin zu den Schaltern, Tonarm etc. ist aus billigstem Kunststoff. Das ist anscheinend genau die gleiche verbaute Technik, wie sie in nahezu jedem günstigen Plattenspieler zu finden ist. Klar, irgendwo muss gespart werden, macht halt einfach keinen wertigen Eindruck.

Beim Plattenteller könnte man auch eher meinen, hier ein Spielzeug vorzufinden, da dieser wirklich sehr klein ist. Groß genug für Singles, 33er Platten stehen aber weit hervor. Ohne aufgelegte Schallplatte sieht der „Classic LP“ eher bescheiden aus.

Schön, dass der Plattenspieler im direkten Vergleich mit anderen Konkurrenten vergleichsweise wenig Tonsprünge produziert. Da war ich angenehm überrascht. Allerdings muss man trotzdem festhalten, dass es hin und wieder vorkommt. Das rührt einfach daher, dass der Tonarm natürlich nicht perfekt ausbalanciert wurde. Über das Auflagegewicht des Tonabnehmers und der Nadel kann man nur spekulieren. Wie bei anderen Geräten, die einen internen Vorverstärker besitzen und günstig sind, wird hier allerdings sicherlich ein Gewicht um die 5 Gramm Druck machen.

Contra:

Da es kein echtes Gegengewicht gibt, lässt sich der Tonarm nicht justieren. Darum muss man auch mal mit dem ein oder anderen Tonsprung rechnen. Sicherlich hilft auch hier der Trick, eine Münze auf die „Headshell“ mit Tesa zu kleben. Damit kann die Nadel nicht so leicht aus den Rillen springen. Diese Praktik im Zusammenspiel mit dem ohnehin zu hohen Auflagegewicht dürfte allerdings dafür sorgen, dass man seine Platten auf kurz oder lang beschädigt. Wer das nicht will, der muss sich im Bereich jenseits der 100 Euro umschauen, wo es Spieler gibt, bei denen man den Tonarm mit einem Gegengewicht und anderen Features genau einstellen kann. Da der „Classic LP“ natürlich auch kein Antiskating-Feature besitzt, pulsiert die Nadel in den Rillen gut sichtbar hin und her. Dies kann man minimal als Leiern heraushören. Unschön.

Fazit:

Mit dem „Classic LP“ hat ION Audio einen brauchbaren Plattenspieler im unteren Preissegment herausgebracht. Der gute Ton und stilvolle Look des Geräts können durchweg überzeugen, wenn man den kleinen Preis im Hinterkopf behält. Auch der ordentliche Lieferumfang, diverse Features (Autostart, Autostop, justierbarer Motor) und die Möglichkeit, seine Platten mit der beigelegten Software digitalisieren zu können, runden den positiven Eindruck ab. Da kann man durchaus über kleinere Macken hinwegsehen. Wer seine Platten liebt, sollte aber mehr ausgeben und sich ein Gerät anschaffen, wo man den Tonarm selbst justieren kann, um den Verschleiß der Schallplatten so niedrig wie möglich zu halten. Wer sich daran nicht stört und ein Sparfuchs ist, der kann bedenkenlos zum „Classic LP“ greifen.

Bewertung:

4 Sterne

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