Unter 100 Euro kann man durchaus einen brauchbaren Plattenspieler finden, allerdings sollte man dort keinen wirklichen Hörgenuss erwarten. Die 150 Euro Preisklasse des Dual DTJ 301 und Akai ATT05U scheint hingegen der vielversprechende Einstieg in hörenswerten Plattenspaß zu sein. In dieser Rezension schauen wir uns Akais Plattendreher genauer an.
Lieferumfang:
– Akai ATT05U Plattenspieler
– Plattenteller aus Aluminium
– Audio Technica Tonabnehmer mit Headshell
– Gegengewicht für den Tonarm
– 45er Adapter zum abspielen von Singles
– Filzmatte mit Akai Schriftzug und schwarzer Rückseite
– getönte Abdeckhaube, abnehmbar
– CD-Rom mit Software zur Digitalisierung der Schallplatten (Audacity, Magix Audio Cleaning Lab SE)
– USB-Kabel
– RCA Kabel (Cinchkabel, rot und weiß) zum Anschluss an die Anlage oder den Receiver
– Bedienungsanleitung in vier Sprachen
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Pro:
Hat man den Plattenspieler ausgepackt, fällt schnell die wirklich gute Verarbeitung des Geräts in den meisten Belangen auf. Plattenteller und Tonarm sind aus soliden Aluminium gefertigt, Knöpfe und Schalter wackeln nicht und nahezu jedes Element am Gerät hat ein entsprechendes Gewicht, sowie gute Haptik zu bieten. Die Plastikbomber der Unterklasse mit ihren wackligen und leichten Materialien sind schnell vergessen. Natürlich wird auch hier teilweise auf Kunststoff gesetzt, dieser ist allerdings robust, dick und macht einen sehr stabilen Eindruck. Man kann also durchaus erahnen, in welche Richtung ein hochqualitativer Plattenspieler geht.
Zum Klang kann ich nur so viel sagen: wow! Der erste Plattenspieler, den ich selbst erlebt habe, der wirklich gut klingt, sogar ausgesprochen gut. Betrieben an einem Yamaha RX-375 an zwei Canton GLE 470. Das Klangbild ist detailliert, hochauflösend und absolut ausgewogen. Pink Floyds „Dark Side of the Moon“ habe ich jedenfalls in einem Zug durchgehört und genossen. Nach den mäßigen bis miesen Plattendrehern, die ich vorher erlebt habe, ist dieser eine willkommene Wohltat. Eine Menge profitiert der Klang wohl vom Audio Technica Tonabnehmer, der hier Verwendung findet. Die Nadel möchte laut Bedienungsanleitung übrigens ein Auflagegewicht von 3-4 Gramm. Im Betrieb ist der ATT05U ungemein laufruhig. Der Plattenteller eiert nicht, ist quasi nicht zu hören und das auch ohne Abdeckhaube. Der Plattenspieler kann wahlweise über den integrierten Vorverstärker betrieben werden, um ihn an normalen AUX-Eingängen zu beitreiben, oder über einen Phonoverstärker am entsprechenden Phonoeingang des Receivers. Am Gerät befindet sich für diese Einstellung der entsprechende Schalter.
Der wirklich positive Ersteindruck wird durch die vielen Eigenschaften und Einstellungsmöglichkeiten noch weiter bestätigt. So lässt sich der Tonarm mit dem hochwertigen Gegengewicht aus Edelstahl problemlos und sehr sauber justieren. Das Antiskating-Feature trägt dann seinen Teil dazu bei, dass die Nadel möglichst gerade in der Rille landet, womit der Verschleiß minimiert wird. Mit dem Pitchregler können Geschwindigkeitsdefizite sensibel korrigiert werden, die man anhand der Stroboskopmarkierungen mit der verbauten 50 und 60 Hz Lampe abgelesen hat. Damit die Nadel durch einen Fehler nicht aus Versehen mal auf dem Plattentellerrand aufsetzt, kann man die Höhe der Tonarmauflage mit einer Stellschraube verändern. Der Tonarm kann dann über einen Hebel auf und abgesenkt werden. Damit es zu möglichst wenigen Vibrationen und Tonsprüngen kommt, sind die Füße des ATT05U gefedert und passen sich damit auch perfekt dem Untergrund an. Abgerundet wird das ganze durch vergoldete Cinch-Ausgänge und die Möglichkeit der Digitalisierung am PC über den USB-Anschluss.
Wie Sie sehen, ist hier einiges vorhanden, was einen tollen Plattenspieler ausmachen sollte. Ich hatte von Anfang an das Gefühl, meine Platten auf einen sicheren und hochwertigen Plattenspieler aufzulegen und keiner billige Plattenfräse.
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Neutral:
Mit dem Design kann ich mich nicht anfreunden. Sicher, es ist nun mal ein DJ-Plattenspieler, nur leider findet man in der Preisklasse und mit den Features so gut wie keinen Spieler, der nicht protzig aussieht. Das ist natürlich absolute Geschmackssache. Es ist allerdings ein wenig absurd, dass man gerade im niedrigsten Preisbereich (50-100 Euro) Geräte findet, die sehr stylisch anmuten und durch den Retro-Look überzeugen können. Da liegt wohl gerade der Hund begraben. Umso mehr Wert auf das Aussehen eines Plattenspielers gelegt wird, umso sicherer kann man sich sein, dass die inneren Werte nicht überzeugen werden. Firmen wie Crosley beweisen das mit ihren Nostalgiegeräten immer wieder, versuchen durch das Äußere die Defizite zu kaschieren.
Durch die Füße und mit montierter Abdeckhaube ist der ATT05U für meinen Geschmack auch eine Nummer zu hoch. Wirkt damit noch monströser. Wenn man sich die Grundplatte des Plattenspielers genauer anschaut, fällt einem auf, dass es Markierungen für bestimmte, fehlende Features gibt. Eine dieser Ausstanze-Markierungen scheint für eine Plattenbeleuchtung zu sein, welche bei diesem Gerät nicht vorhanden ist. Sicherlich werden bestimmte Bauteile für den Massenmarkt hergestellt. Geräte wie der Dual 301, Omnitronic BD-1320 , Sherwood PM-9805 etc. sehen nicht umsonst baugleich aus und alle orientieren sich dabei immer irgendwie an den Geräten von Audio Technica…
Der ATT05U ist übrigens ein Bastlergerät. Glauben Sie nicht? Vor der Inbetriebnahme müssen Sie erst den Plattenteller montieren, den Riemen befestigen, sowie den Tonarm anklemmen. Für Laien sicherlich am Anfang etwas überfordernd. Dies sollte beachtet werden. In der Bedienungsanleitung wird übrigens erwähnt, dass man Nadel (Cartridge) und Headshell selbst zusammensetzen müsste. War bei mir bereits alles vormontiert.
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Contra:
Richtige Kritikpunkte sind glücklicherweise rar gesät. Es gibt keine Autostart und Autostopfunktion, bei der sich der Plattenmotor automatisch an- und abschaltet, je nachdem ob man die Nadel zum Teller oder von ihm wegführt. Bei DJ-Plattenspielern wohl aber generell nicht vorhanden. Mich stört es ein wenig. Es gibt einen schnöden Knopf, mit dem man den Plattenteller in Gang setzt oder eben stoppt. Dass die Bedienungsanleitung nicht in deutsch daherkommt, ist ebenfalls bedauernswert. Wer niederländisch, französisch, spanisch oder englisch spricht, dürfte aber keine Probleme bekommen. Ganz und gar nicht gefällt mir auch die getönte Abdeckhaube. Sie ist funktionell, na klar, aber auf mich wirkt das getönte, rauchgraue bis violette Kunststoff nicht ansprechend. Obendrein wirkt der Plattenspieler mit der Haube einfach klobig. Stylepunkte kann Akais ATT05U also nicht gewinnen. Beim Einschalten gibt das Gerät ein leises Brummen ab, was allerdings nur direkt vor dem Plattenspieler auf Ohrhöhe zu hören ist. Mehr zu kritteln gibt es aber nicht.
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Fazit:
Mit diesem Gerät und in dieser Preisklasse fängt Hörgenuss auf Vinyl erst an. Der Klang ist richtig gut und detailliert. Dazu überzeugt das Gerät durch seine sehr gute Verarbeitung und die wertige Anmutung. Die vielen Features, welche auch zu einem langen Leben der Schallplatten beitragen, sind ebenso äußerst positiv zu vermerken. Im Grunde wird alles richtig gemacht, was man machen kann und vor allem in Anbetracht des Preises kann man sehr zufrieden sein. Die fehlenden Features (Autostart, Autostop) und das für meinen Geschmack zu protzige Design sorgen im schlimmsten Fall für einen halben Punkt Abzug. Darum lautet mein endgültiges Urteil: 4,5 Sterne. Da hier keine halben Bewertungen möglich und 4 Sterne zu wenig sind, vergebe ich wohlwollend die volle Punktzahl. Dicke Empfehlung für Vinyleinsteiger, die für wenig Geld wissen wollen, was im schwarzen Gold denn so drinsteckt.
Bewertung: 5/5