TechCheck, [Produkttest]

Marshall Major Kopfhörer im Test: Sex, Bass & Rock ’n‘ Roll

Vor kurzem konnte ich mir einen Eindruck vom „Marshall Major II“ machen und war durchweg begeistert. Da ich selbst gerne einen haben wollte, habe ich bei einem ordentlichen Sonderangebot beim ersten Modell zugegriffen. Der „Marshall Major“ ist ein guter Kopfhörer, der mir aber auch klargemacht hat, welche Verbesserungen im zweiten Modell zu finden sind.

Bevor ich mit meinem Test beginne, muss ich klarstellen, dass Marshall mit diesem Produkt ein wenig die Kunden prellt, denn wer erwartet, dass sich die etablierte Verstärkerschmiede selbst an die Herstellung dieser Kopfhörer gemacht hat, wird enttäuscht werden. Marshall hat die Kopfhörer zwar in Auftrag gegeben und die Lizenz zur Verfügung gestellt, wirklich hergestellt wird der „Marshall Major“ aber von Zound Industries, einer schwedischen Firma. Dies ist ein Detail, was die anderen Rezensionen leider vermissen lassen. Aber nun weiter mit meiner Rezension!

Lieferumfang:
– „Marshall Major“ Kopfhörer mit 3,5mm Klinkenanschluss
– 6,3MM Klinkenadapter (vergoldet)
– Werbefaltblatt (englisch) inklusive deutscher Bedienungs- und Sicherheitshinweise

Eine Tasche, um die ehemals recht teuren Kopfhörer zu verstauen, wäre nett gewesen. Über den mageren Lieferumfang tröstet das Design des Umkartons und die Präsentation des Kopfhörers an sich weg. Wie die „Marshall Major“ seitlich und aufrecht stehend im Karton sitzen, wirkt äußerst edel.

Design und Verarbeitung:

Designtechnisch gibt es überhaupt nichts zu meckern. Hier treffen Goldelemente auf Lederlook, unterstrichen von zwei Lautsprechern, die aussehen, als seien sie kleine Gitarrenverstärker. Sogar im Innern der Hörmuscheln findet man die charismatischen Lautsprechergitter. Außen protzt der charakteristische Marshall-Schriftzug und verspricht Rock ’n‘ Roll in Höchstform. Auf der Innenseite des Kopfbügels ist dann sogar Jim Marshalls Unterschrift verewigt, während über den Ohrhörern selbst vergoldete Marshall-Schilder angebracht sind. Den letzten Designknaller stellt dann das Spiralkabel dar. Somit sind die Kopfhörer unheimlich stylisch und sehen insgesamt hochwertig aus. Einen Eindruck, der sich in der Verarbeitung durchaus weiterführt. Hier und da gibt es zwar kleinere Kritikpunkte, wie die recht billige Anfassqualität der Pleather-Elemente (Lederimitat aus Kunststoff) am Kopfbügel und das Seitenteil mit dem Marshall-Schriftzug sitzt bei mir im linken Hörer auch minimal locker, aber ansonsten wirkt der „Marshall Major“ wirklich sehr stabil und auch gut verarbeitet. Bei vernünftigem Umgang dürfte sicherlich nichts abbrechen.

Tragekomfort:

Hat man den Major aufgesetzt, macht sich gleich folgender Eindruck breit: Oha, die sitzen recht eng! Das ist auf Dauer sicher belastend, aber auch kein Problem. Man kann den Kopfbügel bequem ein wenig dehnen, um den Druck von den Ohren zu nehmen. Tada! Schon sitzen die Ohrhörer immer noch stabil, ohne unnötigen Druck. Dank der sehr bequemen und üppigen Ohrpolster fühlen sich die Ohren mehr als wohl. Die Polster fühlen sich sogar nach echtem Leder an, ob dies wirklich der Fall ist, kann ich allerdings nicht überprüfen. Zumindest sehen sie deutlich wertiger aus, als das Material, das man für den Kopfbügel verwendet hat.

Sound:

Hier wird es schwierig, denn Sound ist immer Geschmackssache. Bei rotzigem Hardrock wie „Wolfmother“ spielt der Major bestens auf. Die Bässe sind wuchtig, die Höhen prägnant und generell ist das Soundbild knackig und kraftvoll. Somit eignen sich die Kopfhörer für perfekt produzierten Gitarrensound ausgezeichnet. Problematisch wird es erst, wenn man Soundmaterial verwendet, das entweder nicht perfekt produziert wurde oder das qualitativ schlecht daherkommt. Der Major entblößt gerne die Schwächen des Ausgangsmaterials und schönt relativ wenig. Mit 128 kb/s MP3s braucht man also gar nicht erst ankommen, für Klassik und Jazz ist der Kopfhörer sicher auch nicht zu gebrauchen.

Mit dem Klang bin ich dennoch durchaus zufrieden, auch, wenn ein wenig der Pepp fehlt, den das Nachfolgemodell, der Major II, bietet. Es empfiehlt sich, die Höhen ein wenig nachzuregeln, da der Sound somit klarer wirkt.
Da es sich bei den Kopfhörern um ein geschlossenes On-Ear-System (Polster liegen auf den Ohren auf) handelt, ist man klangtechnisch gut von der Außenwelt abgeschottet. Ein wenig Sound dringt allerdings nach außen, aber keineswegs problematisch. Ihr Sitznachbar in der Bahn wird sich nicht aufregen, und hier schreibt jemand, der gerne mit den „Koss Porta Pro“ seine Umwelt drangsaliert. ;)

Weitere Features:

Es handelt sich bei den „Marshall Major“ nicht nur um Köpfhörer, auch ist eine Freisprecheinrichtung in das Spiralkabel eingebaut. Das dürfte sicher für viele interessant sein. Hinter einem winzigen Loch versteckt sich das Mikrofon. Mit einem kleinen Button lässt sich ein Anruf annehmen und beenden. Drückt man diesen Knopf ein Mal, kann man auch einen Song abspielen und pausieren. Ein zweifacher Druck springt einen Titel vor, während dreimaliges Klicken einen Titel zurück bedeutet. Nette Sache. Ein Feature, was leider nur das Nachfolgemodell bietet, ist das abnehmbare Spiralkabel, was man bei Bedarf am linken oder rechten Ohrhörer anschließen kann. Dieses Element vermisse ich hier schmerzlich, da man so unflexibel ist und einem Kabelbruch hilflos ausgeliefert ist. Außerdem ist der Kopfbügel hier statisch, während er sich beim „Major II“ problemlos verdrehen und bewegen lässt.

Fazit:

Mit dem „Major“ Kopfhörer hat Zound Industries in Zusammenarbeit mit Marshall einen attraktiven Bügelkofhörer herausgebracht, der einfach Rock ’n‘ Roll bis in die letzte Pore versprüht. Das Design ist unheimlich sexy, die Verarbeitung ordentlich und so stabil, wie der Hörer auf dem Kopf sitzt. Mit ein bisschen EQ-Tuning kitzelt man einen rotzigen Sound aus ihm raus, der exzellent für perfekt produzierten Rock aller Genres geeignet ist. Ist dies nicht der Fall, stellt der „Major“ die Schwächen des Ausgangsmaterials ziemlich bloß. Für schlechte MP3s also absolut ungeeignet. Zwar lässt Marshalls erster Gehversuch den flexiblen Bügel und das abnehmbare Kabel vermissen, was im Nachfolgemodell verbaut wurde und auch der Klang ist ein wenig zurückhaltender, als der „Major II“ ihn bietet, dennoch handelt es sich um einen hervorragenden Kopfhörer, mit dem man durchaus ein Schnäppchen machen kann.

Bewertung:

4 Sterne

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