Nachdem ich fast vier Jahre mit dem Acer P1500 Filme gesehen, gezockt und meinen PC bedient habe, wollte ich doch mal wieder zu einem TV wechseln. Bei einem Beamer gibt es doch zu viel zu beachten, seien es nun die hohen Gebühren für den Lampenaustausch, die Lautstärke oder Staubeinlagerungen im Bild. Aufgrund des attraktiven Preises, der Größe und den versprochenen Features bin ich beim LG 55UH615v gelandet. Gekauft habe ich ihn mir beim Versandhaus, das wie ein deutscher Komiker heißt. In den kommenden Zeilen werde ich Ihnen nicht nur die Stärken und Schwächen des Geräts näher bringen, sondern einige wertvolle Tipps geben, die Ihnen beim Einrichten und der Bedienung des Geräts helfen können.
Ersteindruck & Verarbeitung
Der Aufbau ging zu zweit recht schnell und problemlos vonstatten. Mit seinen 18kg ist das Gerät auch noch so leicht, dass sogar nur eine Person den TV aufstellen könnte. Die Montage der Standfüße ist durch jeweils zwei Schrauben schnell erledigt. Allerdings wackeln die Füße doch minimal, jedenfalls bei meinem Gerät. Der TV an sich macht einen wertigen, aber nicht hochwertigen Eindruck. Die silbernen Akzente an den Füßen und am Rand des Fernsehers sehen nett, aber nicht besonders qualitativ aus. Das ist natürlich Geschmackssache. Ansonsten konnte ich keine Kratzer oder Verarbeitungsfehler finden. Der Ersteindruck ist damit also in jedem Fall als positiv zu bezeichnen.
Bild
Was die Bildqualität angeht, kann ich vorab gleich sagen, dass sie als richtig gut zu bezeichnen ist. Bei entsprechendem 4K Material und guten Einstellungen sieht das Bild einfach phänomenal aus. Ebenso wird HDR unterstützt und automatisch zugeschaltet, sofern vorhanden. Insgesamt kann man zeitweise von einem, in Anbetracht des Preises gemessen, brillianten Bild sprechen. Die Farben sind satt, die Helligkeit mehr als ausreichend und der Kontrast ist knackig. Auch das Upscaling von Inhalten, welche nicht in 4K vorliegen, ist durchweg ansehnlich. Besonders gut sehen natürlich Blu-rays aus, während Filme, welche unter 720p liegen (z. B. YouTube Videos), schon Schwächen offenbaren können. Das liegt natürlich an der sehr großen Auflösung des Geräts, die eben ein problematisches Ausgangsmaterial entsprechend prominent und ehrlich darstellt. Mit den Einstellungen Rauschunterdrückung sowie MPEG-Rauschunterdrückung kann man zwar ein wenig gegensteuern, aber wirklich große Verbesserungen sind kaum zu sehen. Der Punkt Super-Resolution bringt für mich sogar überhaupt keine sichtbare Verbesserung, außer einem kleinen Schärfegewinn.
Das IPS Panel macht durchweg eine gute Figur und ist erfreulicherweise auch blickwinkelstabil. Das heißt, dass man auch ein wenig von der Seite gucken kann, ohne starke Einbußungen zu machen. Natürlich wird das Bild ab einem bestimmten Winkel etwas kontrastarm und Schwarz wird dann zu Grau. Bei meinem Display gibt es ein minimales „Bleeding“, also in den Ecken kann ich ganz schwach die Hintergrundbeleuchtung leuchten sehen. Dies natürlich nur bei Schwarzbild und wenn ich ganz genau hinsehe. Das habe ich bei anderen Geräten aber schon deutlich schlimmer gesehen und hat anscheinend mit der verwendeten EDGE LED Technik zu tun, bei der das Display quasi von den Seiten her beleuchtet wird.
Der Schwarzwert ist ein kleines Problem. Zwar kann der sehr überzeugen, wenn man sich 4K Material mit starken Kontrasten und knalligen Farben anschaut, allerdings hat man leider nicht die gleiche Qualität bei größtenteils dunklen Bildinhalten. Da muss man entsprechend die Bildeinstellungen justieren, bis man einen guten Spagat gefunden hat zwischen Helligkeit und Schwarzwert. Für den Preis ist der Schwarzwert aber ingesamt ordentlich. In einem hellen Raum ist er sogar hervorragend, nur in einem komplett dunklen Zimmer kommt die Hintergrundbeleuchtung sichtbarer zum Vorschein.
Durch die verschiedenen Einstellungsmöglichkeiten und Presets hat man eine gute Kontrolle über die Bildqualität. Diese ist auch notwendig, denn ohne intensive Anpassung der Bildeinstellungen wird man wenig Spaß mit dem Gerät haben. Hier sollte die erste Anlaufstelle tatsächlich der Expertenmodus sein, denn mit ihm hat man die meisten Möglichkeiten, das Gerät an seine Ansprüche anzupassen. Besonders viel Arbeit muss man natürlich investieren, um einen Schwarzwert zu finden, der einem zusagt. Leider ist es bei diesem Gerät nicht möglich, das Local LED DImming zu deaktivieren, obwohl es auf der Homepage und im Handbuch erwähnt wurde. Dieses Feature sorgt dafür, dass Schwarzwerte knackiger aussehen, weil das Bild in entsprechend dunklen Szenen gedimmt und bei Schwarzbild sogar komplett ausgeschaltet wird. An und für sich eine interessante Sache, wenn man es möchte. Nur leider ist eben keine Funktion gegeben, die dieses Feature komplett deaktiviert, jedenfalls auf den ersten Blick. Schauen Sie unter den Punkt Tipps in dieser Rezension für einen Workaround.
Als jemand, der auch hin und wieder ein Konsolenspiel spielt, aber die Vorzüge von 60 Bildern pro Sekunde nicht missen möchte, war ich sehr auf das TruMotion Feature gespannt. Hier muss ich leider Kritik üben. Zwar schafft es die Einstellung tatsächlich, bei Kamerafahrten und schnellen Bildinhalten für ein flüssigeres Bild zu sorgen, so entsprechend 60 FPS und mehr vorzugaukeln, allerdings scheint die Technik nicht ausgereift und produziert kleinere Ruckler. Das ist absurd, da die Technik eben genau das nicht soll. Bei früheren LG Modellen konnte man noch die Bewegungsunschärfe & das Entruckeln seperat einstellen, nun gibt es nur noch einen Benutzermodus, Entruckeln genannt. Insgesamt bin ich hier also etwas ernüchtert, weil ich mich durchaus auf ein flüssigeres Gameplay bei PS3 Spielen gefreut hätte. So verwende ich TruMotion nur bei ruhigen 4K Videos, nicht bei rasanten Spielen und FIlmen.
Sehr positiv anzumerken ist die Tatsache, dass das Gerät über einen seperaten Spielemodus verfügt. In diesem werden allerlei automatische Bildtechniken deaktiviert, um eine möglichst kleine Reaktionszeit (in ms) zu erzeugen. Umso niedriger diese ist, umso schneller werden Tasten- oder Gamepadeingaben umgesetzt. In den anderen Bildmodi empfinde ich die Maussteuerung als sehr schwammig und indirekt. Eine kleine Verzögerung ist deutlich zu spüren. Der Spielemodus sorgt hier für Abhilfe. Allerdings lassen sich gewisse Features (TruMotion etc.) hier nicht zuschalten. Das mag nicht jedem schmecken. Es geht hier natürlich darum, ein möglichst natürliches, unverfälschtes Ausgangssignal darzustellen, damit die Bedienung so flüssig wie möglich erfolgen kann.
Ton
Der Klang ist definitv in Ordnung. Die Stimmen sind klar zu erkennen und der Sound scheppert nicht. Bässe sind auch vorhanden, allerdings eher minimal. Über eine Einstellung lässt sich der Ton auch nochmals so anpassen, dass Stimmen immer klar herausgefiltert werden und nicht in lauteren Passagen untergehen. Da ich ein Soundsystem besitze, habe ich mich mit den normalen Lautsprechern nicht lange auseinandergesetzt. Wer kein 5.1 System oder sonstiges Equipment hat, darf sich auf einen soliden Klang der eingebauten Lautsprecher freuen, der keinen Grund zu ernsthaften Kritik bietet. Lediglich der ULTRA Surround Modus, welcher quasi ein virtuelles Surround Klangfeld erzeugen soll, hat mich kaltgelassen. Für mich ist hier kein wirkliches räumliches Gefühl zu erleben.
Bedienung
Dank des webOS 3.0 Systems kann man schnell und bequem zwischen verschiedenen Eingängen, Apps und dergleichen wechseln. Die Menüführung ist meistens fix, allerdings ist mir aufgefallen, dass das Gerät leistungstechnisch in den Keller geht, wenn 4K Inhalte, Bildverbesserer und Hintergrundprozesse aktiv sind. Dann kommt die Bedienung doch merklich ins Stocken und die Eingaben mit der Fernbedienung werden nur verzögert umgesetzt. Wo wir gerade bei der Fernbedienung sind, muss ich erwähnen, dass ich mit dieser nicht ganz zufrieden bin. Zwar empfinde ich die Größe als in Ordnung, allerdings sind mir die Tasten zu eng zusammengestaucht. Ebenfalls vermisse ich Tasten für beliebte Apps wie YouTube oder Knöpfe, um direkt in den Bild- oder Toneinstellungsmodus zu kommen. So ist es immer wieder eine kleine Geduldsprobe, wenn man bestimmte Einstellungen während eines Films oder Spiels machen möchte. Da die Tasten sehr nahe beeinander stehen, kommt man dann auch gerne mal aus Versehen auf den falschen Knopf, das Menü verschwindet und der Spaß geht von Vorne los.
Es soll wohl möglich sein, seine Maus oder eine Tastatur über den USB Anschluss anzuschließen. Leider hat bei meiner Tastatur nur die Entertaste funktioniert, weshalb ich leider keine Vorteile aus dieser Eigenschaft ziehen kann. Vielleicht schaffen hier Bluetooth Geräte Abhilfe.
Features
Da es sich um einen Smart TV handelt, dürfen natürlich entsprechende Features nicht fehlen. Natürlich sind Apps wie Netflix, Amazon Prime, YouTube etc, schon vorinstalliert und laufen ordentlich. Auch leichtes Surfen ist über den Internetbrowser möglich. Wer hier allerdings übertreibt und mehrere anspruchsvolle Seiten gleichzeitig offen hat, kann das Gerät schnell zum Neustart treiben, denn der interne Speicher scheint schnell voll zu sein. Die Einrichtung des WLAN war sehr schnell gelöst und die Geschwindigkeit ist nicht merklich eingeschränkt.
Das Pairing mit meinem Smartphone und damit auch das Screensharing funktionieren tadellos. Dabei wird der Bildschirm des Smartphones auf den TV gestreamt, natürlich mit einer kleinen Verzögerung, aber immerhin. Somit kann man bequem und in großer Bildschirmdiagonale seine Fotos und Videos vom Handy betrachten.
Über die Smartphone App „LG TV Plus“ kann man seinen TV mit dem Smartphone bedienen. Das hat den entscheidenden Vorteil, dass man mit dem Touchfeld schneller zu entsprechenden Elementen wechseln kann, die man auswählen möchte. An und für sich ist die App also eine gute Sache. Es gibt aber einen schwerwiegenden Fehler, weshalb ich sie trotzdem nicht verwende. Der TV kann mit der App nicht eingeschalten werden, da eine Kupplung über WLAN nur mit eingeschaltetem Fernseher funktioniert. Das ist dumm, unnötig und völlig absurd.
Fazit
Bei dem Smart-TV von LG handelt es sich um ein gutes Gerät, das kleinere Schwächen aufweist, welche aber verschmerzbar sind. Hat man seine Einstellungen gefunden, kann man ein sehr gutes 4K Bild aus dem Fernseher herauskitzeln. Auch HDR-Inhalte sind möglich und machen einen überzeugenden Eindruck. Dank diverser Apps wie YouTube und Netflix ist man auch unterhaltungstechnisch gut bedient. Schwächen zeigt das Gerät vor allem im Schwarzwert und bei der Bedienung, allerdings gewichtet jeder diese Sachen anders. Mich stören die Probleme des Geräts nur minimal. Von daher gibt es 4 Sterne für einen guten UHD-Fernseher.
Bewertung:
**Tipps**
– Es gibt Mittel und Wege, das Local LED Dimming doch zu deaktivieren bzw. zu minimieren. Schaltet man den Bildmodus Experte (Dunkel) ein, scheint das automatische Dimmen komplett deaktiviert zu sein. Möchte man diesen Bildmodus nicht nutzen, kann man den Schwarzwert in den anderen Bildmodi auch auf niedrig setzen. Dies scheint zumindest LED Dimming zu minimieren.
– Hält man die Einstellungstaste für 5-6 Sekunden gedrückt, bis eine Eingangsanzeige auftaucht, kann man den Code 1105 eingeben und diesen mit OK bestätigen. Daraufhin bekommt man Zugang zum Hotel-Mode, bei dem man zusätzliche Einstellungen vornehmen kann. Leider habe ich noch keine Möglichkeit gefunden, um in den Service Modus des Geräts zu kommen. In diesem lassen sich noch viel mehr versteckte Einstellungen vornehmen.
– Per drücken und halten der Hometaste kann man die Apps anzeigen lassen, welche aktiv sind und mit einem Klick auf das X lassen sich diese schließen. Dies kann die Leistung des TVs steigern, weil so Ressourcen freigeschaufelt werden.
– Um ein Bild zu bekommen, über das man größtmögliche Kontrolle hat, sollten dynamischer Kontrast, Sparmodus, Ecomodus, automatische Farbe etc. ausgeschaltet sein. Ansonsten bekommt man ein Bild, das sich von Szene zu Szene neu justiert und damit auch ständig wechselnde Helligkeitsstufen.
– Wer die rote LED-Leuchte bei ausgeschaltetem Gerät deaktivieren möchte, kann dies unter „Bereitschaftsanzeige“ im allgemeinen Einstellungsmenü tun.
– Wer mit dem Gelbton nicht zufrieden ist, weil der Grünanteil zu hoch ist, kann den Farbton in Richtung Rot (habe R10 eingestellt) schieben, um so einen eventuellen Grünstich zu vermeiden. Man kann auch die Farbtemperatur in Richtung „Warm“ einstellen, allerdings verändert das für mein Empfinden die Stimmung des gesamten Bildes zu sehr. Das ist Geschmackssache.
– Der interne Speicher für Apps beträgt nur 623mb. Um Speicherplatz zu gewinnen, kann man nicht benötigte Apps deinstallieren. Dazu drückt man die Home-Taste und hält danach die OK-Taste gedrückt. Danach folgt man den Angaben auf dem Bildschirm. Ich habe mich von Rakuten TV, Maxdome etc. getrennt.
– Das Gerät verfügt über einen exklusiven PC-Modus. Dazu muss der Eingang, der verwendet wird, in PC umbenannt und das Notebook Icon ausgewählt werden. Dann verändern sich die Einstellungsmöglichkeiten und Bildmodi. Der HDR-Effekt Modus existiert dann z. B. nicht mehr, genauso wie die TruMotion Funktion. Alle Einstellungen, die hier für die Bildqualität getätigt werden, sind für diesen Eingang exklusiv. Ändert man z. B. wieder das Icon in das Standardicon, hat man alle seine vorherigen Settings für die Voreinstellungen wieder.