Mit „Justice League“ hat DC seinen ersten Ensemblefilm zusammengestellt, 5 Jahre, nachdem Marvel seine „Avengers“ auf die Kinozuschauer losließ. Warum dieses Superhelden-Stelldichein einfach nur ägerlich ist, erfahrt ihr im folgenden Kommentar.
„Justice League“ ist wie ein schweineteures Edelrennpferd, das während des Rennens stürzt und sich dann elendig Richtung Ziel quält. Es tut wirklich weh, zuzusehen, wie keine der Figuren auch nur ansatzweise Interesse oder Sympathie erweckt. Die Leichtigkeit, die hier anvisiert wurde und die Marvel immer und immer wieder problemlos abliefert, wird durch die dröge Atmosphäre sowie die trostlose Optik völlig verfehlt. Der Humor, der geliefert wird, wirkt aufgesetzt und zündet nicht.
Zunächst braucht der Film ewig, bis er in Fahrt kommt, eiert anfänglich ziellos zwischen Setpieces und den Figuren hin und her, ohne diese irgendwie vernünftig einzuführen. Die Flash-Serie nicht gesehen? Pech gehabt! Aquaman? Schaut halt nächstes Jahr den Film! Marvel schafft es bisher recht einfach, immer wieder den Background der Figuren durchscheinen zu lassen, weshalb man sich auch als Neueinsteiger schnell zurechtfindet. Hier hingegen klappt überhaupt nichts. Der ganze Aufbau des Films wirkt dermaßen unrund, dass es wirklich nicht mehr witzig ist. Über die Story brauchen wir gar nicht groß reden, da ist auch die Konkurenz kaum besser. Die tausendste Variante der Genesis-Device aus „Star Trek 2“ – geschenkt! Mehr als drei Minuten Exposition bekommen wir nicht geliefert. Irgendwas mit Allsparks, die gefährlich sind und aufgeteilt wurden. Einer wurde den Wassermännern gegeben, tief im Meer, einer den Amazonen und einer den Zwergen in ihren Hallen aus Stein. Wenn der Rest doch wenigstens unterhaltsam wäre…
Die Actionszenen sind unattraktiv, selten spannend und immer nach dem gleichen Schema aufgebaut. Der Humor hat für mich auch überhaupt nicht funktioniert, ohnehin fehlt hier die Chemie zwischen den Superhelden völlig. „Justice League“ ist zwar bemüht, diese vorzugaukeln, doch die Interaktionen zwischen den Protagonisten fühlt sich oft einfach nur merkwürdig und gepresst an. Am Ende hatte ich nicht das Gefühl, dass da eine Einheit kämpft. Die Beziehung zwischen Lois und Clark wurde diesmal nur kurz angerissen, nicht dass sie mich vorher groß interessiert hätte, so unfassbar leblos wie diese vorher schon vorgetragen wurde. Amy Adams ist in dieser Rolle nur ausdruckslos und eine glatte Fehlbesetzung. Affleck, in dem ich irgendetwas in „Batman V Superman“ gesehen habe, konnte mich hier nicht überzeugen. Er ist sicher nicht die schlechteste Wahl, aber ich habe nie dieses Batman-Gefühl bei ihm, das Keaton, Bale und in Ansätzen sogar Kilmer geliefert haben. Hier müsste ein eigenständiger Film her, um die Sache etwas mehr zu beleben. Wird es mit Affleck wohl aber sicher nicht mehr geben. Und dann ist da noch Cyborg… Ja, ja, dieser Cyborg… Immerhin ist er dabei… Wie bei diesen Materialschlachten üblich, bei denen man ohnehin nie das Gefühl hat, dass den Figuren wirklich etwas zustoßen könnte, bleibt auch mal wieder der Antagonist blass und ein bloßes Mittel zum Zweck. Allerdings finde ich Steppenwolf keinen Deut schlechter als die üblichen Marvel Blassbacken-Bösewichter, von Loki und Ego mal abgesehen, die Charisma hatten.
Vorab gefreut hatte ich mich auf Elfmans Score, da ich seine märchenhaft-verträumten und düsteren Klänge einfach liebe. Viele Fans des anderen DC Outputs waren mit seiner Besetzung nicht einverstanden, am Ende dürften sie doch zufrieden gewesen sein, denn sein Soundtrack ist mindestens genauso beliebig, austauschbar und ohne Highlights wie das, was in den anderen DC Filmen abgeliefert wurde. Beim schreiben merke ich gerade, dass ich dem Film etwas versöhnlicher gegenüberstehen wollte, aber wenn ich nun darüber nachdenke, welche Pluspunkte „Justice League“ verbuchen kann, dann wollen mir keine so recht einfallen. The Flash fand ich ganz nett, auch wenn er mit seiner extrem unsicheren Art manchmal übertrieben hat. Aquaman war auch etwas cooler angelegt, als ich vermutet hatte und der Spruch: „I’m not the one who brought a pitchfork.“ von Batman war immerhin ein Brüller. Aber am Ende muss ich mich den kritischen Stimmen einfach anschließen, denn hier wird Marvel anvisiert, sogar mit obligatorischer Postcredit Scene, aber zu keiner Sekunde erreicht.
Bei Superheldenfilmen bin ich in der Regel nicht so kritisch, da ich sie nicht an den Meisterwerken der Filmgeschichte messe, sondern lediglich als Unterhaltungsprodukt bewerte. Da für mich hier nahezu keinerlei Unterhaltung geboten wurde und dieses Filmchen nur wirklich sehr wenige Highlights liefert, fällt mein Fazit ernüchternd aus. Ich hatte wirklich gehofft, dass „Justice League“ locker, humorvoll und einfach sympathisch wird. Ich armer Tropf.
Dostojewski!
Bewertung

Ein Gedanke zu „„Justice League“-Kommentar: Elend im Edelgewand“